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Ovation | Bariton Roundback-Steelstring


Die Ovation Elite Plus 8-String bietet den Akustikern etwas, was bei der Elektrikfraktion schon längst gang und gäbe ist: richtig tiefe Töne. Mit ihren beiden zusätzlichen Saiten dringt sie bis tief in den Bereich vor, der eigentlich den Bassisten vorbehalten ist. Die meisten Gitarristen sind mit ihren sechs Saiten völlig zufrieden, manche brauchen gar weniger – aber einige wenige suchen den ultimativen Kick in der Tiefe.Und der ist beispielsweise mit mehr Saiten erreichbar.

Das ist keine alleinige Domäne der E-Gitarristen, denn schon im Barock haben sich die Lautenisten tiefe Saiten gewünscht. Djent und ähnliches werden sie damals genauso wenig gespielt haben wie die heutigen Akustiker, die sich mit der Ovation mit ihren acht Saiten auseinandersetzen – obwohl? Warum eigentlich nicht. Für runde 1800 Euro Straßenpreis bekommen sie mit der Ovation Elite Plus 8-String das passende Werkzeug dafür.

Das Alleinstellungsmerkmal aller Ovation-Gitarren ist die Korpusschale. Sie besteht aus einem verstärkten Kunststoff, der auf den Namen “Lyrachord” getauft wurde. Mit einem normalen Akustikgitarrenkorpus hat das nichts mehr zu tun, eher schon mit einem Lautenkorpus. In einem solchen Korpus geht es akustisch ganz anders zu als als im Inneren einer traditionell gebauten Gitarre. Alleine durch das Fehlen von parallelen Flächen liefert eine Ovation-Korpusschale einen anderen Sound. Bei der Elite Plus 8-String kommt die extratiefe Version dieser Korpusschale zum Einsatz. Die Rückseite dieser Schale ist nicht perfekt sphärisch, vielmehr ist eine deutliche Kante eingearbeitet. Das kommt der Handhabung zugute, denn eine Ovation speziell mit einem tiefen Korpus neigt üblicherweise dazu, sich am Gurt und noch mehr im Sitzen ohne Gurt wegzudrehen. Durch diese Kante wird dieses unangenehme Verhalten unterdrückt.

Bei der Decke gibt Ovation kein konkretes Material an. Lediglich “Selektierte Edelholzdecke; scalloped X-Bracing” steht da. Im Ovation-speak bedeutet das ein intensiv bis spektakulär gemasertes Furnier, aber nix Massives – was für eine Elektroakustische sehr ok ist. Das hier verwendete Edelholzfurnier wirkt entsprechend edel, aber eher auf der zurückhaltenden Seite. Dieser Charakter wird durch das Fehlen der Schalllocheinlagen (Epauletten) und dem Hochglanzfinish in Purple Burst unterstrichen – Understatement pur …

Der Hals besteht vor allem aus Mahagoni sowie aus zwei schmalen Streifen Ahorn. Das sieht nicht nur schick aus, das versteift den Hals auch zusätzlich – wobei unser Achtsaiterhals schon aufgrund der großen Abmessungen stabil genug ist. Das Griffbrett besteht aus Ebenholz; es ist mit 22 Jumbobünden bestückt. Mit einer Mensur von 68,6 cm ist das Ganze schon gut auf der Bariton-Seite. Auch der Steg besteht aus Ebenholz. Um den enormen Zug der Saiten aufzufangen, ist er zusätzlich zur Verleimung mit zwei Schrauben befestigt.

Mit der Saitenstärke ist es bei solch tiefen Stimmungen und solch dann doch eher kurzen Mensuren immer so eine Sache. Vorgesehen ist, die tiefste Saite auf Fis zu stimmen – das ist nur ein Ganzton höher als das tiefe E eines Standard-Basses. Und der besitzt üblicherweise eine Mensur von 84 cm oder noch mehr – bei einem Kontrabass sind es über einen Meter! Dazu kommt, dass die Saiten nicht zu dick sein sollen – es ist ja immer noch eine Gitarre. Das alles führt dazu, dass die Saitenspannung sehr niedrig ausfällt, wodurch die Stimmstabilität leidet. Ovation hat daher vernünftigerweise zu einer bei Akustikgitarren sonst unüblichen Maßnahme gegriffen und der Elite Plus 8-String einen Satz Lock-Mechaniken von GraphTech spendiert.

Unter der Ovation-typischen, breiten Stegeinlage befindet sich ein Piezo-Pickup. Der dazu gehörende Preamp nennt sich OP-Pro Studio. Er bietet die üblichen Features wie dreibandige Klangregelung (Low, Mid, High), einen Mastervolume-Regler (der hier “Gain” heißt) sowie einen Tuner. Dazu kommen die Regler Expressor und Drive, die eine komplexe, psychoakustische Klangveränderung bewirken sollen, indem die Obertöne und die Dynamik bearbeitet werden. Der entsprechende Eintrag in der Bedienungsanleitung liest sich ein wenig schwurbelig, was uns aber nicht stören soll: Wichtig ist ja, wie’s klingen wird.

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